Beim Trampen gekidnappt und getötet: Der Mordfall Sandra Zimmermann (2024)

Bad Salzuflen/Bünde. Sie wollte nur nach Hause. Per Anhalter von Bünde aus. Doch sie kam nie bei ihren Eltern in Bad Salzuflen an. 1992 verschwand die damals 17-jährige Sandra Zimmermann. Später wird ihre Leiche gefunden. Auch drei Jahrzehnte später tappen die Ermittler im Dunkeln.

Der schockierende Fall ist nun Thema in der neuen Episode von"OstwestFälle - dem True-Crime-Podcast der Neuen Westfälischen". Moderator Frank Philipp spricht diesmal direkt mit dem Bruder des Opfers, der davon berichtet, wie er als Bruder die Suche nach seiner kleinen Schwester miterlebte und wie es war, als die Kripo ausgerechnet ihm die Todesnachricht überbrachte.

Mordfall Sandra Z. - Alle Fakten im Überblick

  • Sandra Z. (17 Jahre) besucht am 15. März 1992 ihren Freund in Bünde. Sie kommt per Anhalter zu ihm.
  • Auf dem Rückweg will die 17-Jährige auch trampen. Doch sie kommt nie bei ihren Eltern an. Zwei Monate später wird ihre Leiche unweit der Freilichtbühne "Kahle Wart" gefunden. Sandra wurde vergewaltigt und erwürgt.
  • Gegen drei Personen wird ermittelt: Darunter ihr Freund, ein verurteilter Mann namens Dirk I., der sich mehrfach mit der Tat brüstet sowie ein gewisser "Boris", der Sandra einen Brief geschrieben hatte. Alle Verdächtigen werden später entlastet.
  • Bielefelder Ermittler stellten den Fall neun Jahre nach der Tat bei der Kabel 1-Show "Verbrechern auf der Spur" vor. Die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" befasste sich 2014 mit dem ungelösten Mordfall.
  • Im Fall Sandra Z. wurde erstmals in der deutschen Kriminalgeschichte eine Frau unter Hypnose versetzt, um eine Aussage zu machen. Diese Zeugin behauptet, am Tag von Sandras Verschwinden beobachtet zu haben, wie sie in ein Auto gestoßen wurde.

Dabei gibt es einen Kriminellen, der sich selbst mehrfach mit der Tat in Verbindung bringt: Dirk I. Er verbüßt eine Haftstrafe wegen eines anderen Mordes. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin hatte er 2011 eine ehemalige Freundin getötet. Die Leiche der Frau wurde nahe der Freilichtbühne "Kahle Wart" in Hüllhorst gefunden.

Freilichtbühne in Hüllhorst: Fundort zweier Leichen

Parallelen zwischen den Taten gibt es. Auch Sandra Zimmermanns Leiche wurde nahe der Freilichtbühne in Hüllhorst gefunden. Doch das Verbrechen liegt damals, als sich I. damit brüstet, bereits 24 Jahre zurück. Sandra habe so gut gerochen, soll I. gesagt haben. Er will sie per Anhalter mitgenommen haben. Der Durchbruch für die Ermittler? Nein. I. ist ein Hochstapler. Ein Angeber. Einem, dem man nicht trauen kann.

Doch was ist mit der 17-Jährigen passiert? Sandra Zimmermann will am 15. März 1992 ihren Freund besuchen. Die junge Frau lebt mit ihrem Bruder bei den Eltern in Bad Salzuflen, der Freund in Bünde. Per Anhalter kommt sie zu ihm. Dass sie trampt, halten ihre Eltern für ein großes Risiko. Erst vor wenigen Tagen haben sie mit ihrer Tochter darüber gesprochen, berichtet die Mutter. Doch für die 17-Jährige gab es keine schlechten Menschen, so die Mutter.

Trampen von Bünde nach Bad Salzuflen

Sandra Zimmermann arbeitet damals in einem Kindergarten. Sie absolviert ein Praktikum. Sie wird als hübsch beschrieben. Mittellange, dunkle bis rötliche Haare. 1,65 Meter groß, schlank. Sie soll, so berichtet es die Mutter, gern mal an einem Joint ziehen, Cannabis konsumieren.

Um vom Freund wieder nach Hause zu kommen, will Sandra Zimmermann wieder trampen. Gegen 17 Uhr sucht sie per Anhalter nach einer Mitfahrgelegenheit - an der "Bresserkreuzung" (Herforder Straße/Mindener Straße). Sie trägt eine braun-graue Wildlederjacke, dazu eine braune Wildlederhose.

Doch die junge Frau wird nicht zuhause ankommen. Ihre Eltern machen sich Sorgen, melden ihre Tochter als vermisst. Die Polizei nimmt die Arbeit auf. In ersten Mitteilungen an die Presse sucht die Kriminalpolizei nach Hinweisen. Wo ist Sandra? Wer hat die junge Frau an diesem Sonntag gesehen?

Spaziergänger findet Sandras Leiche im Wald

Die 17-Jährige bleibt verschwunden. Bis gut zwei Monate später grausige Gewissheit herrscht. Ein Spaziergänger findet eine Leiche. In Hüllhorst, am Fuße des Wiehengebirges. Sie liegt unweit der Freilichtbühne "Kahle Wart". Unter den hochgewachsenen Nadelbäumen. Es ist Sandra Zimmermann. Sie wurde erwürgt.

Für die Kriminalpolizei steht schnell fest: Die junge Frau wurde Opfer eines Sexualverbrechens. Ihr rechter Schuh fehlt, auch ihr Rucksack ist verschwunden. Flugblätter werden verteilt. Ist Sandra Zimmermann in Bünde in ein Auto gestiegen? Ist sie womöglich noch gelaufen? Und ist sie gar zu ihrem Mörder in den Wagen gestiegen?

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Die Ermittlungen ergeben: Sandra hat es bis nach Herford geschafft. Nahe der Auffahrt "Herford/Bad Salzuflen" zur A2 wurde sie zuletzt gesehen. Sie sei in ein Auto gestiegen - einen gelben Opel mit "drei dunklen Typen", heißt es später. Dann verliert sich ihre Spur. Ermittlungen gegen ihren Freund ergeben nichts - er wird entlastet. Auch im kleinkriminellen Bereich wird ermittelt. Doch auch diese Theorie wird verworfen.

Neue Anhaltspunkte: Rätsel um mysteriösen Brief

Immer wieder gelangt der Fall in den fast drei Jahrzehnten in die Schlagzeilen. Mal, weil ein alter Brief auftaucht, der neue Ansatzpunkte liefern könnte. Ein gewisser "Boris" hatte Sandra Zimmermann einen Brief geschrieben, in dem er es bedauert, keinen Schuh von ihr bekommen zu haben. Der Weg zum Mörder? Immerhin fehlte Sandra ein Schuh, als sie gefunden wurde. Doch "Boris" wird später eindeutig entlastet.

Hochstapler Dirk I. hat sich nicht nur einmal gegenüber Angehörigen oder Mithäftlingen mit dem Mord gebrüstet. Er will noch immer Sandras verschwundenen Schuh und Rucksack besitzen. Gegen ihn wird ermittelt, er wird vernommen. Doch es stellt sich raus, dass I. gelogen hat. Ein Rückschlag.

Mordfall Sandra Z. bei TV-Sendung "Aktenzeichen XY"

Die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" befasst sich 2014 mit dem Fall. Hinweise gehen im Nachhinein bei der Polizei in Bielefeld ein - aber kein entscheidender. Nicht das erste Mal, dass der Fall auf den Fernsehbildschirmen flimmerte: Bereits neun Jahre nach der Tat stellten Bielefelder Ermittler den Fall bei der Kabel1-Show "Verbrechern auf der Spur" vor.

Skurril: Im Rahmen der Ermittlungen wird zum ersten Mal in der deutschen Kriminalgeschichte, so die Berichte, eine Frau in Hypnose versetzt, um eine Aussage zu tätigen. Sie will am Tag von Sandra Zimmermanns Verschwinden beobachtet haben, wie die Frau in ein Auto gestoßen wurde. Weil der Fall bereits einige Monate zurückliegt, sind wichtige Details aus ihren Erinnerungen verschwunden - die Hypnose soll helfen. Gebracht hat es nichts.

Als das Landeskriminalamt eine Datenbank mit Cold Cases einrichtet, um alte Verbrechen aufzuklären, ist der Fall Sandra Zimmermann dabei. Wie könnte es anders sein?

Beim Trampen gekidnappt und getötet: Der Mordfall Sandra Zimmermann (2024)

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